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- 7 Nov 2022
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Das Leitungswasser in Deutschland gilt gemeinhin als gut verträglich. Zu diesem Schluss kommen auch die Leiter verschiedener Gutachten, in denen die Ergebnisse der strengen Trinkwasserkontrollen ausgewertet werden. Ihnen nach seien „weit über 99 %“ des deutschen Trinkwassers ohne Beanstandungen.
Dennoch gibt es gute Gründe, das aus dem Kran fließende Trinkwasser mit einem Wasserfilter nachzubereiten. Manche Anlässe sind gesundheitlicher Natur, andere bieten Besitzern einen praktischen und geschmacklichen Mehrwert.
Wir gehen näher auf die Vorteile von Wasserfiltern ein und beschreiben die Risiken, die mit dem Konsum von ungefiltertem Leitungswasser in Deutschland verbunden sind.
Welcher Wasserfilter darf es sein?
Bei Wasserfiltern kommen unterschiedliche Technologien zum Einsatz. So reicht das Spektrum von Tischkannenfiltern, Aktivkohlefiltern, Dampfdestillatoren, Umkehrosmosen und Ionentauschern bis zu Wasserionisierern. Die einzelnen Arten unterscheiden sich durch ihre Effizienz und den Umgang mit Mineralien voneinander, die einmal belassen und einmal im Sinne besonders weichen Wassers zusammen mit den Schadstoffen eliminiert werden. Dieses Ziel ließe sich etwa mit einem Osmosefilter des Anbieters Filterzentrale gut erreichen.
Eine weitere Unterscheidung besteht durch den Ort ihrer Platzierung. Während Auftisch-Wasserfilter direkt am Wasserhahn angeschlossen werden, sind Untertisch-Wasserfilter unter der Spüle platziert und befinden sich außerhalb des Sichtbereichs.
Aspekte der Gesundheit
In gesundheitlicher Hinsicht liegen beim deutschen Trinkwasser vor allem diese Probleme vor, die erst durch den Einsatz von Wasserfiltern zuverlässig angegangen werden können:
Schadstoffbekämpfung möglicherweise unzureichend
Ein grundsätzliches Manko der deutschen Wasserkontrollen besteht darin, dass sich diese vorzugsweise auf etwa 50 Schadstoffe beziehen, die in der Trinkwasserverordnung aus dem Jahre 2001 aufgeführt sind. Auch die Filteranlagen des Trinkwassers sind in Deutschland auf diese Schadstoffe ausgerichtet, sodass andere Schadstoffe eher nebenher und nicht direkt aus dem Wasser entfernt werden.
Mögliche Bedenken beziehen sich unter anderem auf Nitrat, Arsen, Blei, Kupfer, Arzneimittelrückstände, Mikroplastik, Asbestfasern, Schwermetalle, Pestizide, Herbizide, Uran und industrielle Chemikalien. Für alle Stoffe, die nicht in der Schadstoffliste der Trinkwasserverordnung enthalten sind, ist lediglich ein „gesundheitlicher Orientierungswert“ (GOW) festgelegt, der pauschal bei 0,1 Mikrogramm (µg) liegt.
Der Weg vom Hausanschluss zum Wasserhahn
Filterung und Messung hören auf, wenn das Trinkwasser den Weg vom Hausanschluss zum Wasserhahn nimmt. Auf dieser Strecke sind der Zustand der Wasserleitungen, Verschmutzungen der Rohre, eine unzureichende Erwärmung und Stagnationswasser potenzielle Gefahrenträger.
Biofilme, die infolge von Verschmutzungen an den Rohren entstehen, bilden Brutstätten für Keime und Bakterienkulturen. Steht das Wasser für längere Zeit in den Leitungen und wird, etwa, um Energie zu sparen, nicht genügend erhitzt, können sich ebenfalls Krankheitserreger im Wasser ausbreiten. Wirksam abgetötet werden sie nur ab einer Temperatur von 60 °C in der Warmwasseraufbereitung.
Veraltete Rohre
Andere Bedenken können durch die Beschaffenheit der Wasserleitungen im Haus entstehen. Vorsicht ist bei älteren Häusern mit dem Baujahr vor 1977 geboten, denn bis dahin durften Rohre aus Blei gebaut wurden, das sich leicht lösen und im Trinkwasser wiederfinden kann. Aufatmen können hingegen Bewohner aus Bayern und dem historischen Württemberg, denn in diesen beiden Bundesstaaten des Deutschen Reichs wurden Bleileitungen in Immobilien bereits 1878 verboten.
Sind die Bleiwerte erhöht, besteht ein Risiko für die Gesundheit – genauer gesagt den Blutkreislauf, das Nervensystem und die Intelligenz. Ob die Römer nach einer populärwissenschaftlichen These aufgrund eines bleibelasteten Trinkwassers verdummten, sei einmal dahingestellt. Auf jeden Fall sind Bewohner sicherer, wenn das Leitungswasser nicht bleihaltig ist.
Problematisch sind überdies Leitungen aus Kupfer, die in Deutschland nicht mehr eingebaut werden dürfen, wenn das Trinkwasser einen geringeren pH-Wert als 7,5 aufweist. Nur in diesem Fall kann sich das Kupfer aus dem Material lösen und im Leitungswasser anreichern.
Der praktische und geschmackliche Mehrwert von Wasserfiltern
Sicher ist es Ihnen schon aufgefallen, dass das Wasser in unterschiedlichen Regionen anders schmeckt. Dies liegt an der unterschiedlichen Zusammensetzung von Mineralien, am jeweiligen Härtegrad des Wassers und an seinem pH-Wert. In puncto Mineralien schmeckt Calcium leicht bitter, Magnesium bittersüßlich, Natrium salzig und Hydrogencarbonat neutral, da es Säure bindet. Was den Härtegrad und den pH-Wert des Wassers angeht, so werden bei Wasser folgende Klassifikationen vorgenommen:
Härtegrad
- weiches Wasser: weniger als 8,4 °dH
- mittleres Wasser: 8,4 – 14 °dH
- hartes Wasser: mehr als 14 °dH
pH-Wert (Skala von 0 bis 14)
- saures Wasser: weniger als 7
- neutrales Wasser: 7
- basisches Wasser: mehr als 7
Der Härtegrad definiert sich als Anteil der Mineralstoffe Calcium und Magnesium, die als sogenannte Härtebildner in hohen Zusammensetzungen dem Wasser einen harten Geschmack verleihen. Hartes Wasser ist außerdem unbeliebt, weil sich dessen Rückstände als Kalkablagerungen im Haushalt bemerkbar machen und zu Verschleißerscheinungen bei Haushaltsgeräten wie dem Wasserkocher, der Waschmaschine und der Spülmaschine führen. Auch zeigen sich Bewohner wenig begeistert, wenn sich nach dem Reinigungsgang auf dem Boden überall die ungeliebten Kalkablagerungen zeigen, sodass erneut zum Putztuch gegriffen werden muss.
Welche Wassereigenschaften bürgen für einen guten Kaffee?
Was den Kaffee angeht, so schmeckt dieser am besten bei einem Härtegrad von 8 °dH. Zu hartes Wasser lässt den Kaffee hingegen fad und kalkig und zu weiches Wasser sauer und bitter schmecken. Beim pH-Wert definiert die Trinkwasserverordnung das Ziel von 6,5 – 9, weil das Wasser nur so „zum Genuss anregen“ könne. Wer neben dem richtigen Härtegrad auf die ideale Trinktemperatur von Kaffee achtet, die zwischen 65 und 70 °C liegt, kann seinen Kaffee ungetrübt genießen.
Gefiltertes Leitungswasser ist der Königsweg
Die Unbedenklichkeit des deutschen Leitungswassers ist in den meisten Fällen gegeben. Dennoch kann ein Restrisiko nicht ausgeschlossen werden, deren Faktoren wir beschrieben haben. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann zu einem Wasserfilter greifen, um wirklich alle Schadstoffe in einem ausreichenden Maße zu beseitigen. Ein gesundheitlicher Mehrwert besteht vor allem dann, wenn das Leitungssystem des Hauses veraltet und unzureichend ist.
Weitere Vorteile, die für einen Wasserfilter sprechen, sind eine mögliche geschmackliche Veredelung bei einer durchgeführten Entmineralisierung und eine Schonung der Haushaltsgeräte, die durch hartes Wasser schneller verschleißen. Grundsätzlich ist die Nutzung des hauseigenen Leitungswassers eine sinnvolle Maßnahme, um Geld zu sparen, die Umwelt zu schonen, sich Kistenschleppen zu ersparen und dem lästigen Pfandsystem zu entgehen.
Hinzu kommt, dass insbesondere Plastikflaschen ökologisch bedenklich sind und einen unangenehmen Eigengeschmack aufweisen. Dank handelsüblicher Aufsprudler muss zudem niemand auf die beliebte Kohlensäure im Wasser verzichten.