Pflicht zur Kartenzahlung: Wird die Payment-Revolution eingeleitet?

Pflicht zur Kartenzahlung: Wird die Payment-Revolution eingeleitet?
Vermögen

„Nur Barzahlung“ – dieses Schild hängt noch immer in vielen Imbissbuden, kleinen Geschäften oder auf Wochenmärkten. Doch nach aktuellen Plänen der Bundesregierung könnte sich das bald ändern. Ein Gesetz zur Einführung einer verpflichtenden Kartenzahlungsoption befindet sich in Vorbereitung. Bargeld soll dabei nicht abgeschafft werden, vielmehr geht es um ein zusätzliches Angebot im Sinne der Wahlfreiheit.

Im Koalitionsvertrag ist das Ziel formuliert, Verbraucherinnen und Verbrauchern die freie Entscheidung über ihre bevorzugte Zahlungsmethode zu ermöglichen. Die Barzahlung bleibt also Bestandteil des Alltags, ergänzt durch die verpflichtende Möglichkeit, auch per Karte zu bezahlen. In sozialen Netzwerken wird das Thema bereits rege diskutiert – der Wunsch nach zeitgemäßen Zahlungsformen findet dort häufig Zustimmung. Auch Umfragen deuten darauf hin, dass ein Großteil der Bevölkerung einer Kombination aus barer und unbarer Zahlung durchaus aufgeschlossen gegenübersteht.

Digitale Bezahlmethoden längst etabliert – zumindest online

Beim Online-Shopping gehören digitale Zahlverfahren längst zum Standard. Ob über Kreditkarte, Lastschrift oder Zahlungsdienste wie PayPal, es gelten keine Limits und so erfolgt das Einkaufen im Internet nahezu immer bargeldlos. Auch Kryptowährungen kommen stellenweise zum Einsatz, wenn auch eher im Nischenbereich.

Im Zusammenhang mit der Einführung eines digitalen Euro, der in politischen und wirtschaftlichen Kreisen regelmäßig thematisiert wird, tauchen Fragen nach Kosten und Nutzen auf. Die europäische Zentralbank sieht den digitalen Euro als Ergänzung zum Bargeld, weist jedoch auf den erheblichen Aufwand seiner Umsetzung hin. Eine endgültige Entscheidung zur Einführung steht noch aus, politische und wirtschaftliche Diskussionen laufen weiterhin auf EU-Ebene.

Unabhängig davon zeigt sich, dass bargeldlose Zahlungen im digitalen Raum längst zur Selbstverständlichkeit geworden sind. Die klassische Vorkasse per Überweisung ist zwar nach wie vor möglich, spielt im Alltag vieler Menschen aber kaum noch eine Rolle.

Was die Bundesregierung konkret plant

Ein Bericht der Tagesschau vom April 2025 weist darauf hin, dass eine gesetzliche Pflicht zur Kartenzahlung Teil des Maßnahmenkatalogs der Bundesregierung sein könnte. Vorgesehen ist, dass Unternehmen künftig zusätzlich zur Barzahlung auch mindestens eine digitale Bezahlmöglichkeit anbieten müssen.

Diese Verpflichtung soll schrittweise eingeführt werden. Das Vorhaben zielt nicht nur auf den Komfort der Kundschaft, sondern auch auf nachvollziehbare Geschäftsvorgänge im Zahlungsverkehr. Besonders in Bereichen mit häufigem Bargeldumsatz – etwa in der Gastronomie – verspricht man sich davon zusätzliche Transparenz. Parallel dazu ist geplant, verbindliche Kassensysteme einzuführen, offene Ladenkassen wären demnach künftig nicht mehr zulässig.

Die politische Debatte rund um diese Maßnahmen wird von Fachverbänden, Verbraucherorganisationen und Interessenvertretungen unterschiedlich bewertet. Während manche den Schritt als notwendig betrachten, fordern andere gezielte Ausnahmen oder Unterstützungsprogramme für kleinere Betriebe.

Wer betroffen wäre und in welchem Umfang

Nach aktuellem Stand wären von der geplanten Regelung Unternehmen in allen Größenordnungen und nahezu allen Branchen erfasst. Ausnahmen für kleine Betriebe oder bestimmte Umsatzgrenzen sind bislang nicht vorgesehen.

Zu den betroffenen Bereichen zählen unter anderem:

  • kommunale Dienststellen und Behörden
  • Marktstände, mobile Imbissbetriebe und Lieferdienste
  • handwerkliche und technische Dienstleistungen
  • medizinisch-therapeutische Angebote sowie Kosmetik- und Friseurbetriebe
  • Gastronomiebetriebe aller Art
  • Einzelhandel, vom Kiosk bis zum Fachgeschäft

Ein genaues Datum für das Inkrafttreten der neuen Vorschriften liegt derzeit nicht vor. Der Gesetzgebungsprozess läuft, Übergangsfristen zur Umstellung sind vorgesehen. Entsprechende technische Lösungen zur Abwicklung digitaler Zahlungen sind bereits am Markt verfügbar und könnten zeitnah integriert werden.

Skepsis oder doch technischer Fortschritt?

Nicht alle Unternehmensvertreter begegnen der geplanten Maßnahme mit Offenheit. In inhabergeführten Kleinbetrieben besteht häufig Unsicherheit in Bezug auf die technischen Anforderungen, die Anschaffungskosten für Kartenterminals oder mögliche laufende Gebühren.

Zudem herrscht mancherorts die Sorge, dass durch bargeldlose Bezahlvorgänge Umsätze verloren gehen könnten – etwa weil Kunden bei bestimmten Beträgen lieber bar zahlen oder weil Transaktionsgebühren als nachteilig empfunden werden. Auch Fragen rund um Datensicherheit oder technische Ausfälle werden regelmäßig thematisiert.

Gleichzeitig bieten moderne Zahlungssysteme häufig bereits umfassende Unterstützung beim Einstieg. Viele Anbieter schulen ihre Kundschaft und begleiten die Einrichtung vor Ort. Auch die technischen Hürden sind mit aktuellen Geräten deutlich gesunken. Immer mehr Systeme kombinieren Kasse, Belegausgabe, Buchhaltung und Kartenmodul in einem Gerät.

Ein Beispiel aus dem Jahr 2022, das in verschiedenen Medien aufgegriffen wurde, zeigt, wie tief die digitale Zahlungsrealität bereits in den Alltag eingesickert ist: In Berlin nutzten mehrere obdachlose Personen Kartenlesegeräte, um Spenden entgegenzunehmen. Dieser Einzelfall veranschaulicht, wie weit verbreitet digitale Zahlungsmethoden heute bereits sind – auch in ungewöhnlichen Situationen.

Mögliche Veränderungen im Betriebsalltag

Ein verpflichtendes Kartenzahlungsangebot verändert nicht nur den Bezahlprozess, sondern kann sich auch auf Abläufe im Unternehmen auswirken. Der Umgang mit Bargeld – vom Wechselgeld bis zur Einzahlung bei der Bank – bindet Personalressourcen und verursacht logistischen Aufwand.

Da vielerorts Filialen mit Bargeldannahme geschlossen wurden, verlängern sich Wege für Einzahlungen, was nicht zuletzt Sicherheitsrisiken birgt. Je weniger Bargeld in der Kasse liegt, desto geringer ist das Risiko von Überfällen oder Diebstählen.

Auch innerbetriebliche Vorgänge profitieren von digitalen Systemen. Buchhaltung, Belegverwaltung und Inventur lassen sich häufig effizienter abbilden, wenn Kassensysteme automatisiert und mit anderen Programmen verknüpft sind. Anbieter werben mit vollständigen Systemlösungen, die den gesetzlichen Anforderungen entsprechen und sich auf die jeweilige Branche anpassen lassen.

Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass sich einzelne Unternehmen schrittweise an diese Neuerung herantasten. Der Umgang mit digitalen Kassen oder Zahlungsdaten muss nicht von heute auf morgen zur Routine werden. Wichtig ist, dass Umstellungsprozesse mit Augenmaß erfolgen und auf individuelle Gegebenheiten Rücksicht nehmen.

Akzeptanz und Abwarten – ein Blick auf die Entwicklung

In vielen europäischen Ländern ist bargeldloses Bezahlen inzwischen Standard. Gerade in Skandinavien wird selbst für kleine Beträge selbstverständlich zur Karte oder zum Smartphone gegriffen. In Deutschland vollzieht sich diese Entwicklung in gemäßigterem Tempo und vor allem beim Online-Shopping, doch der Trend ist auch hier erkennbar.

Jüngere Zielgruppen zeigen eine hohe Affinität zu digitalen Zahlmethoden, während ältere Generationen sich zunehmend offen für neue Optionen zeigen. Diese Veränderung im Bezahlverhalten schlägt sich bereits im Einzelhandel und in Dienstleistungsbranchen nieder.

Ob und wie stark sich die geplanten Regelungen auf den wirtschaftlichen Alltag auswirken, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend sagen. Entscheidend wird sein, dass gesetzliche Vorgaben praxisnah ausgestaltet sind und den unterschiedlichen Anforderungen im Markt gerecht werden.

Die Einführung einer Kartenzahlungspflicht stellt in diesem Zusammenhang einen Schritt dar, der sowohl technologische als auch gesellschaftliche Entwicklungen aufgreift – und möglicherweise dazu beiträgt, neue Standards für den Zahlungsverkehr in Deutschland zu etablieren. Parallel dazu dürfte auch die Diskussion über den zukünftigen Stellenwert des Bargelds weiter an Bedeutung gewinnen.

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