Wo Nachhaltigkeit anfängt

Wo Nachhaltigkeit anfängt
Energie

Der Planet, auf dem wir leben, befindet sich in einem zunehmend kritischen Zustand. Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung nehmen zu, ebenso die Kohlenstoff-Emissionen, die zur Erderwärmung beitragen. Es herrscht ein Raubbau an der Natur, sowie ein verschwenderischer Umgang mit nicht nachwachsenden Rohstoffen auf Kosten nachfolgender Generationen. Der Mensch gefährdet seine eigenen Lebensgrundlagen.

Das Bewusstsein dafür, dass unser Verhalten und vor allem unsere Art zu wirtschaften bedrohliche Konsequenzen hat, wuchs in den letzten Jahren allerdings ebenso. So kann man immer mehr Initiativen nachhaltigen Handelns beobachten - sowohl im privaten Bereich, aber auch bei Unternehmen.

Die Idee der Nachhaltigkeit besteht schlicht darin, eine dauerhafte Nutzung natürlicher Ressourcen nicht durch die Zerstörung ihrer Regenerationsfähigkeit zu gefährden. Der Nachhaltigkeitsgedanke kam bereits im 18. Jahrhundert in der Forstwirtschaft auf. Im Wald sollte nicht mehr Holz geschlagen werden, als nachwachsen kann. Als man im 20. Jahrhundert erkannte, dass auch alle anderen Rohstoffe und Energievorräte endlich sind, weitete sich der Begriff der Nachhaltigkeit auf den verantwortlichen Umgang aller Ressourcen der Erde aus.


Nachhaltigkeit verbindet Regeneration und Recycling


Im Grunde bedeutet Nachhaltigkeit mit Bezug auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Getreide, Fischbestände etc. so viel wie: Gib ihnen die Möglichkeit nachzuwachsen! Bei nicht-nachwachsenden Rohstoffen wie Metallen, Erdöl, Kohle usw. besteht Nachhaltigkeit darin, Ressourcenverschwendung zu vermeiden und Wiederverwertungen vorzunehmen.

Zusätzlich bedenklich ist in dem Zusammenhang die Tendenz mancher Unternehmen, Produkte in sogenannter geplanter Obsoleszenz herzustellen. Das heißt, die Produkte altern schneller als nötig und müssen früher ersetzt werden. Oder der Austausch von Verschleißteilen bei Elektrogeräten wird erschwert oder unmöglich gemacht, sodass bei einem Defekt gleich ein komplett neues Gerät erworben werden muss. Das Altgerät landet dann auf dem Müll.

Die Unmengen von nicht abbaubarem, oft toxischem Elektroschrotts stellen ein gewaltiges Umweltproblem dar. Gleichzeitig haben wir es hier mit einer enormen Ressourcenverschwendung zu tun. Viele Ausgangsmaterialien und Bauteile könnten recycelt und wiederverwertet werden. Auf diese Weise würde nicht nur die Umwelt entlastet, es wäre auch um ein Vielfaches wirtschaftlicher. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln informiert darüber, dass der Wert des Metalls ausrangierter Handys in Deutschland bei rund 240 Millionen Euro liegt!


Cradle to Cradle - Das Konzept der Kreislaufwirtschaft


Das verdeutlicht die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer durchgängigen Kreislaufwirtschaft. In einer Kreislaufwirtschaft werden der Einsatz von Ressourcen, die Abfallproduktion, Emissionen und Energieverschwendung minimiert, indem man auf langlebige Konstruktion, Instandhaltung, Reparatur und Recycling setzt. Im sogenannten "Cradle to Cradle"-Ansatz findet sich dieses Prinzip am konsequentesten umgesetzt.

"Cradle to Cradle", kurz C2C, bedeutet wortwörtlich "von Wiege zu Wiege", also vom Ursprung zum Ursprung. C2C-Produkte führen biologische Ausgangsstoffe vollständig in biologische Kreisläufe zurück. Technische (nicht biologisch abbaubare) Ausgangsmaterialien werden zu 100 Prozent in technische Kreisläufe zurückgeführt. Man könnte sagen: Nachhaltigkeit fängt am Anfang an, und kehrt auch wieder dahin zurück.

Erfreulicherweise finden sich heute immer mehr Beispiele für eine Kreislaufwirtschaft, zumindest in Ansätzen. In Drogeriemärkten kann man heute seine Spülmittelflaschen wieder auffüllen lassen. Die Schreibstiftmarke Stabilo bietet klimaneutrale Füller an. Auch in der Bauwirtschaft trifft man das C2C-Kreislauf-Prinzip immer häufiger an. Dabei geht es um rohstoffsparende Bauweisen, Vermeidung von Bauabfällen und die Wiederverwendung von Metallen und Kunststoffen als Sekundärrohstoffe.

Ein schönes Beispiel für die Umsetzung eines gelungenen Nachhaltigkeitskonzepts stellt auch das Smartphone-Angebot der Einzelhandelskette EDEKA dar. Für die Mobiltelefone der Marke "EDEKA Smart" existiert ein eigener Reparaturservice, Altgeräte können abgegeben werden, sodass die Komponenten des Geräts in den Rohstoffkreislauf zurückgeführt werden können. Der EDEKA Smart-Kunde surft im "Grünen Netz" der Telekom, das zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben wird. Und das Verpackungsmaterial der Smartphones besteht aus nachwachsenden Rohstoffen wie Gras.


Es bleibt noch viel zu tun


Die positiven Tendenzen sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir beim Thema Nachhaltigkeit noch am Anfang stehen. Gerade in Sachen Elektroschrott ist bisher noch nicht viel erreicht.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) rechnet vor, dass mehr als eine Million Tonnen an Elektroaltgeräten - das Gewicht von 100 Eiffeltürmen - nicht ordnungsgemäß entsorgt werden und deshalb nicht recycelt werden können. Nicht nur, dass so wertvolle Ressourcen verloren gehen. Ein Großteil des Elektroschrotts der Industrieländer wird dann in die Länder des globalen Südens exportiert, wo giftige Schadstoffe wie Blei, Quecksilber, Cadmium sowie Treibhausgase Umwelt und Klima belasten und die Menschen vor Ort krank macht. Der NABU mahnt deshalb Gesetzesänderungen an, die ein Recycling von Elektroaltgeräten sicherstellen sollen.

Die Bundesumweltministerin Steffi Lemke setzt sich darüber hinaus für ein Recht auf Reparatur ein. Defekte Elektrogeräte sollten standardmäßig repariert, und nicht direkt entsorgt werden. Die Umwelt würde auf diese Weise geschont und der Verbraucher sparte bares Geld. Würden beispielsweise Smartphones durchschnittlich sieben Jahre statt wie derzeit zweieinhalb Jahre, ließe sich fast die Hälfte des CO2-Ausstoßes einsparen.

Im Moment spricht man allerdings noch von würde, sollte, müsste. Um wahre Nachhaltigkeit zu erreichen, bleibt noch viel zu tun.

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