- Auf
- 13 Nov 2022
- Lesezeit
- 4 Minuten
Jeder hat wahrscheinlich schon einmal vom IoT, dem Internet of Things, gehört. Aber wer kennt schon das IIoT, das Industrial Internet of Things? Dabei hat das IIoT vermutlich schon heute einen wesentlich größeren Einfluss auf unser aller Leben, als wir ahnen – denn die vierte industrielle Revolution ist bereits voll im Gange.
Wie bei den großen industriellen Umwälzungen zuvor wird die Welt nach ihr eine andere sein. Einige Akteure sind sich sicher, dass wir uns bereits auf dem Weg in das Zeitalter der voll automatisierten Produktion befinden. Doch was hat es mit dem IIoT eigentlich auf sich?
Was ist IIoT?
Beim Industrial Internet of Things (IIoT) handelt es sich um die Vernetzung unterschiedlicher Maschinen im industriellen Umfeld. Man spricht auch von Industrie 4.0 oder der vierten industriellen Revolution. Die Maschinen sind dabei mit Sensoren ausgestattet und melden ihren aktuellen Status per Internet und in Echtzeit an eine Softwareplattform. Auf dieser laufen Daten unterschiedlicher Maschinen und Sensoren zusammen und werden analysiert und interpretiert.
Dabei wächst das Netz des IoT genauso wie dasjenige des IIoT stetig an. Immer mehr Maschinen und Anlagen kommunizieren und interagieren miteinander, ohne dass eine menschliche Intervention notwendig wird.
Das klassische Beispiel für eine IoT-Interaktion ist der Kühlschrank, der bemerkt, wenn die Milch leer ist und im Onlineshop eines Supermarktes eigenständig Milch nachbestellt. Auf das IIoT bezogen kann das Beispiel leicht abgewandelt und ebenfalls zur Illustration genutzt werden: Eine Produktionsmaschine bemerkt, dass ihr Material fehlt und bestellt dieses im Lager nach. Das voll automatisierte Lager beliefert die Maschine daraufhin mit den nötigen Materialien. Leert sich das Lager, kann es eigenständig eine Order an das Warenwirtschaftssystem geben oder gleich selbst nachbestellen.
Aber nicht nur in der Produktion kann die Vernetzung und intelligente Steuerung von Maschinen und Sensoren zum Einsatz kommen. Schon heute können Stadtverwaltungen Ampeln miteinander vernetzen und eine KI kann die Schaltung der Ampeln intelligent steuern, sodass der Verkehr möglichst reibungslos fließen kann.
Das Ziel der industriellen Vernetzung ist es, durch Machine-to-Machine-Kommunikation und Big-Data-Technologien Produktionsprozesse zu optimieren, Geräte zu überwachen und neue Geschäftsmodelle zu generieren.
Wie funktioniert das IIoT?
Wie beim IoT werden auch beim IIoT Maschinen und Anlagen mit Sensoren ausgestattet. Sie senden die erhobenen Daten, wie bereits erwähnt, in Echtzeit an eine zentrale Plattform, wo sie mittels spezieller Software analysiert und weiterverarbeitet werden. So kann das IIoT klassische, lineare Fertigungsketten in dynamische, miteinander verbundene Systeme umwandeln.
Durch die Integration von Lieferanten und Kunden in diese Netze entstehen ganz neue ökonomische Systeme und Prozesse, deren Potenzial noch lange nicht ausgelotet ist.
Grundsätzlich sollten industrielle Prozesse dadurch automatisierter, effizienter, sicherer und schneller werden.
Vorteile und Nutzen
Der Hauptnutzen des Industrial Internet of Things besteht in der Automatisierung und Integration unterschiedlicher Produktionsschritte und damit in der Effizienzsteigerung. Durch die Echtzeitdaten der Sensoren werden Prozesse aber auch transparenter, zuverlässiger und sicherer, da Probleme frühzeitig erkannt und behoben werden können.
Gesamtgesellschaftlich wird das IIoT mit seinen Automatisierungspotentialen zu einer erneuten Reduzierung gefährlicher oder körperlich anstrengender Arbeiten beitragen. Dadurch wird Arbeitskraft freigesetzt, die in anderen Bereichen besser zu nutzen ist.
Insbesondere in den Bereichen Compliance, Qualitätsmanagement und Manufacturing Intelligence, wird es in Zukunft dank IIoT große Fortschritte geben.
Einige konkrete Beispiele für die Vorteile von IIoT sind:
- Die Reduktion von logistischem Aufwand: Wenn Maschinen, Lager und Zulieferer digital und automatisch kommunizieren, sorgt dies sowohl produktionsseitig als auch in der Organisation und Administration zu erheblichen Einsparungen.
- Qualitätskontrolle in Echtzeit: Nach jedem Arbeitsschritt kann die Qualität geprüft und unzulängliche Produkte können ausgesondert werden. Die Kontrolle durch Menschen wird durch die erhobenen und verfügbaren Daten ebenfalls erleichtert und verbessert.
- Transparente Prozesse: Die gesammelten Daten können außerdem zur kontinuierlichen und teilweise automatisierbaren Verbesserung sowohl von Produkten als auch der Produktion genutzt werden. Statistische Analysen der Daten verbessern ebenso die Entscheidungsgrundlage des Managements.
- Individuelle Produktion: In der normalen industriellen Produktion haben Sonderwünsche und kleine Stückzahlen keinen Platz. Wenn Maschinen Aufträge digital erhalten, sich selbst justieren und die benötigten Materialien bestellen, können allerdings auch Einzelstücke und kleine Stückzahlen preiswert angeboten werden.
- Aus genannten Gründen kann auch eine schnellere Reaktionsfähigkeit sowie eine schnellere Produktentwicklung und -verbesserung mit IIoT umgesetzt werden.
Fazit
Das IIoT wird die Produktion in den nächsten Jahren, wenn nicht revolutionieren, so doch deutlich verändern. Viele Potenziale sind noch gar nicht erkannt, während erste Anwendungen bereits seit einigen Jahren erfolgreich laufen. Je nach Branche können Unternehmen, die jetzt in einen Umbau ihrer Produktionsanlagen investieren und ihre Prozesse anpassen, mit erheblichen Effizienzsteigerungen, einer reibungslosen und sicheren Produktion und eventuell sogar mit neuen Vertriebswegen und Geschäftsmodellen rechnen.
Dabei können die Investitionskosten erheblich sein. Je nach Anforderungen und zurzeit verbauten Maschinen, sind einige Voraussetzungen vielleicht auch schon erfüllt und es fehlt nur noch die Vernetzung sowie die Steuerungssoftware. Schon jetzt scheint jedenfalls gesichert, dass die vierte industrielle Revolution nicht aufzuhalten ist.