Sehr geehrte Damen und Herren,
zu Weihnachten wollten unsere Kinder und Enkelkinder mit uns Großeltern ein "tolles" Spiel, die "Ravensburger Werwölfe" spielen. Unser Enkel Max (10 Jahre) übernahm sehr professionell die Leitung - den Enkelkindern war das Spiel geläufig.
Ich habe das Spiel in der ersten Runde entsetzt abgebrochen und mir den Unmut der restlichen Familie zugezogen.
Mir tauchte beim Spielen sofort die "Werwolf"-Organisation des Dritten Reiches vor Augen auf, die 1944 vom SS Reichsführers Heinrich Himmler mit dem Ziel gegründet wurde, unter den vorrückenden Alliierten durch Terrorakte und Gräueltaten, die in geheimen Aktionen begangen werden, Angst und Schrecken zu verbreiten, um so den Krieg doch noch zu gewinnen. Ahnlichkeiten mit dem Werwolfspiel sind unverkennbar. Sogenannte „Widerstands“(W)-Beauftragten sollten alle verfügbaren Kämpfer in NSDAP, HJ, BDM, Gestapo, Polizei, Gendarmerie und Wehrmacht, aber auch Zivilisten mobilisieren, sofern sie „politisch zuverlässig, fanatisch gehorsam, intelligent und mutig“ genug für die Werwolf-Organisation waren. Vor allem die Führung der Hitler-Jugend war von diesem Widerstandsplan begeistert. Was war das Ergebnis? Viele fanatisierte deutsche Jugendliche, teilweise noch Kinder, ließen bei den Terrorakte ihr junges Leben, wurden erschossen oder gerieten in Gefangenschaft, wo sie insbesondere in russischen Gefangenenlagern elendig umkamen.
Wer sich mit der mörderischen Werwolf-Organisation des „Dritten Reiches“ näher befassen will, sei auf zahlreiche Dokumentationen und Filmmaterialien zu dem Thema verwiesen (siehe beispielsweise Ulrich Stoll und Erich Schmidt-Eenboom: „Werwolf – das letzte Aufgebot des Dritten Reiches“, Berlin, 2015).
Mit diesem Wissen im Hinterkopf verurteile ich das Ravensburger Spiel „Werwolf“ aufs schärfste. Ich habe kein Verständnis dafür, daß das Ermorden von friedlichen Menschen – die Dorfbewohner – durch Werwölfe Teil eines Kinderspiels ist (in unserem Fall Kinder im Alter von 7 bis 10 Jahren).
Ein ähnlich spannendes und pfiffiges Strategiespiel kann man problemlos auch ohne einen solchen Hintergrund gestalten.
Meine Internetanalyse zu dem Spiel hat mir leider gezeigt, daß ich offenbar der Einzige bin, der dieses Spiel vehement ablehnt. Übrigens lehne ich grundsätzliche alle sogenannten „Ballerspiele“ ab.
Diese Spiele erfreuen sich leider einer großen Beliebtheit und werden entwickelt, weil sie für die Spielehersteller lukrativ sind und für gute Gewinne sorgen.
O tempora, o mores!
Warum verbreitet ein renommierter Spielehersteller, der viele spannende und interessante Spiele auf den Markt gebracht hat und bei Alt und Jung beliebt ist, ein solches Kinderspiel?
Über eine Antwort würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Gabbert
PS: Die Sterne habe ich nur pro forma angeklickt, um meine Meinungsäußerung absenden zu können.
Genauso ist es bei uns und keine Reaktion auf irgendwas. Haben sie ihrs inzwischen bekommen?