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- 22 Nov 2022
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Neurodermitis (atopisches Ekzem) ist eine Hautkrankheit, die vor allem in den Industriestaaten verbreitet ist. So leiden bis zu 20 % der Kinder an dem juckenden Ausschlag. Mit fortschreitendem Alter lindern sich die Symptome, oft verschwinden sie mit Beginn der Pubertät. 3 % der Erwachsenen jedoch leiden lebenslang an der Krankheit, deren Ursprung bis heute noch nicht gänzlich aufgeklärt werden konnte.
Wie kann gegen Neurodermitis vorgegangen werden?
Was verstehen Mediziner unter Neurodermitis?
Neurodermitis ist eine entzündliche Hautkrankheit, die nicht ansteckend ist. In Deutschland leiden immer mehr Menschen daran – derzeit sind etwa drei bis vier Millionen Einwohner davon betroffen.
Der irreführende Name geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Damals wurde angenommen, dass die Ursachen nervlich bedingt seien. Inzwischen gehen die WissenschaftlerInnen davon aus, dass einer Neurodermitis multikausale Rahmenbedingungen zugrunde liegen. Aufgrund des komplexen individuellen Krankheitsverlaufs ist es wahrscheinlich, dass der Ausbruch der Krankheit auf einer Kombination von genetischen Faktoren, immunologischen Transformationen und negativen Umwelteinflüssen beruht.
Welche Bevölkerungsgruppen sind besonders von Neurodermitis betroffen?
Vom atopischen Ekzem sind vorwiegend Kinder betroffen. Mit zunehmendem Alter schwindet die Wahrscheinlichkeit, dass Neurodermitis ausbricht. Auch viele der erkrankten Kinder leiden später nicht mehr an der Krankheit.
Experten sprechen dabei von der “Ein-Drittel-Regel”. Diese besagt, dass bei einem Drittel der Kinder die Krankheit akut bleibt. Ein weiteres Drittel der Betroffenen wird mit dem Eintritt in die Pubertät nicht mehr belastet. Das restliche Drittel dagegen muss mit einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufs rechnen.
Neurodermitis – Ursachen und Risikofaktoren
Nach derzeitigem Wissensstand lässt sich ein monokausaler Auslöser nicht bestätigen. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass mehrere der folgenden Faktoren zusammentreffen müssen, damit Neurodermitis ausbricht:
- genetische Vorbelastung
- gestörtes Hautbild
- begleitende Allergien
- übermäßiges Vorkommen bestimmter Hautkeime
- kalte oder trockene Luft
- übermäßiges Schwitzen
- synthetische oder Wollkleidung
- Stress
Die genetische Veranlagung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Zudem erschwert eine beeinträchtigte Hautbarriere die Reparaturfähigkeit der Haut. Bei Neurodermitikern wird ein übermäßiges Vorkommen der Bakterienart Staphylococcus aureus beobachtet. Diese löst einen Juckreiz aus, weshalb sich die PatientInnen ständig kratzen. Dadurch wird die Haut verletzt und das Eindringen der Erreger erleichtert. Durch die damit einhergehende Austrocknung wird die Haut weiter geschädigt, sodass von einem Teufelskreis gesprochen werden kann.
Bei etwa zwei Dritteln der PatientInnen wird Neurodermitis von einer Allergie begleitet. Die Betroffenen müssen daher sowohl auf ihre Nahrungsmittel als auch auf spezielle Kosmetika und Kleidung achten. Obendrein beeinflussen die klimatischen Bedingungen den Ausbruch von Neurodermitis. Im Winter trocknen die Kälte und warme Heizungsluft die Haut aus, wodurch der Ausbruch eines Schubs begünstigt wird. Letztlich kann Stress das Immunsystem schwächen und die Abwehrkräfte des Organismus beeinträchtigen.
Symptome von Neurodermitis
Hautärzte teilen die Symptome von Neurodermitis in zwei verschiedene Entzündungsstadien ein.
Symptome des akuten Stadiums
- Die Haut färbt sich rot und leuchtet stark.
- Die betroffenen Stellen nässen, häufig bilden sich Bläschen.
- Ein starker Juckreiz tritt auf.
- Die Hautstellen brennen und schmerzen.
- Typische Bereiche des Auftretens der Symptome sind Kniekehlen, Ellbogen und das Gesicht.
Symptome bei chronischem Verlauf
- Die Haut ist ausgetrocknet und schuppig.
- Sie ist empfindlich und reißt auf.
- Die Haut bildet grobe Falten aus.
- Der Juckreiz bleibt erhalten.
Wann sind Neurodermitis-Schübe zu erwarten?
Neurodermitis tritt schubweise auf. Besonders gefährdet sind die PatientInnen in den Wintermonaten. Die ohnehin schon durch die Kälte ausgetrocknete Haut verliert in beheizten Innenräumen weiter an Feuchtigkeit. In diesen Phasen muss die Therapie intensiviert werden. Nach Abklingen der Symptome sollten die behandelnden Maßnahmen noch einige Zeit fortgeführt werden.
Wie kann Neurodermitis behandelt werden?
Neurodermitis gilt als nicht heilbar. Allerdings lassen sich durch diverse Behandlungsmethoden die Symptome reduzieren.
Hautpflege
Betroffene müssen lebenslang auf eine kontinuierliche Basispflege achten. Dabei kommen rückfettende und harnsäurehaltige Cremes gegen Neurodermitis zur Anwendung. Im Sommer dagegen sollten Salben auf Wasserbasis benutzt werden.
Mit der eigentlichen Körperpflege sollte nicht übertrieben werden. Tägliches Duschen trocknet die Haut weiter aus. Hier sollten seifenfreie Duschgels und Shampoos sowie hypoallergene Waschmittel bevorzugt werden. Experten empfehlen zudem spezielle Badezusätze, die die Haut beruhigen.
Bei der Lichttherapie baden die PatientInnen in einer Flüssigkeit, in der entsprechende Medikamente gelöst sind. Danach werden sie einige Minuten mit UV-Licht bestrahlt. Bei zu häufiger Anwendung dieser Methode besteht allerdings die Gefahr von Hautkrebs.
Kortison
Kortisonhaltige Präparate mittlerer Stärke können dazu führen, dass sich das Hautbild bessert. Auch diese Behandlungsform sollte nicht übertrieben werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Haut dünner wird und sich eine sogenannte Pergamenthaut ausbildet. Überdies besteht die Gefahr der Abhängigkeit.
Stufentherapie
Hierbei kommen, je nach Stadium, verschiedene Medikamente auf Kortison-Basis zur sparsamen Anwendung, um die Entzündungen einzudämmen. Auch antiseptische Mittel und fett-feuchte Umschläge verringern die Ausbildung der Symptome. Bei anhaltenden, schweren Ekzemen wird zu einer systemischen Behandlung geraten, die auf das Immunsystem wirkt.