Welche Rechte haben Sie, wenn Ihr Flug ausfällt oder verspätet ist? 

Flugausfälle können für viele Reisende eine große Belastung darstellen, insbesondere wenn sie bereits Pläne für die anstehende Reise gemacht haben. Doch was können Sie tun, wenn Ihr Flug ausfällt oder sich verspätet? Welche Rechte haben Sie als Fluggast? In diesem Artikel werden wir uns mit diesen Fragen beschäftigen und Ihnen zeigen, wie Sie sich im Falle eines Flugausfalls am besten verhalten und welche Ansprüche Sie haben.

Europäisches Recht

Für die meisten Flüge, die von einem Land der Europäischen Union (EU) ausgehen, gilt die EU-Fluggastrechteverordnung. Danach haben Fluggäste bestimmte Rechte gegenüber den Fluggesellschaften, wenn ihr Flug kurzfristig annulliert wird, überbucht ist oder sich um drei Stunden oder mehr verspätet. In solchen Fällen hat jeder Fluggast Anspruch auf eine Ausgleichszahlung von 250, 400 oder 600 Euro.

Die Höhe der Entschädigung, wenn der Flug ausfällt, hängt in jedem Fall von der Länge der geplanten Flugstrecke ab. Die gekauften Flugscheine behalten ihre Gültigkeit: Wenn ein Flug annulliert wird, braucht der Fluggast keinen Ersatzflug zu bezahlen, da die Ausgleichszahlung zusätzlich zum Preis des Flugscheins gezahlt wird. Fluggesellschaften können die Ausgleichszahlung um die Hälfte reduzieren, wenn der Ersatzflug sofort angeboten wird und das gewünschte Ziel nicht später als zwei Stunden (bei Kurzstrecken) oder vier Stunden (bei Langstrecken) erreicht.

Die Fluggesellschaften sind nicht verpflichtet, eine Entschädigung zu leisten, wenn die Annullierung eines Fluges auf Umstände zurückzuführen ist, die auch bei Anwendung aller zumutbaren Maßnahmen nicht hätten verhindert werden können, wie beispielsweise unvorhergesehene Naturereignisse.

Andererseits müssen sie eine Entschädigung leisten, wenn sie ein Problem zu verantworten haben, wie unzureichendes Personal im Flugzeug oder beim Check-in. Beim Verschulden des Fluggastes, wie bei verspäteter Ankunft am Flughafen, ist die Fluggesellschaft nicht zur Erstattung verpflichtet.

Streiks

In vielen Fällen behaupten die Fluggesellschaften, dass sie bei einer Flugannullierung nicht entschädigungspflichtig sind, doch bei Streiks gibt es Ausnahmen. Im Jahr 2021 entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass die Fluggesellschaft eine Entschädigung zahlen muss, wenn ihr eigenes Personal an einem Streik im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen teilnimmt. Dies liegt daran, dass die Fluggesellschaft die Möglichkeit hat, Änderungen vorzunehmen, um dem Streik Rechnung zu tragen.

Das Szenario ändert sich, wenn Fremdpersonal einen Streik auslöst, so wie die Fluglotsen. Wer von dem Arbeitskampf bei der Lufthansa-Niederlassung Eurowings betroffen ist, muss sich die Verspätung oder Annullierung seines Fluges von der Fluggesellschaft bestätigen lassen und nachweisen, dass der Streik die Ursache dafür war. Wenn die Fluggesellschaft auch ohne Aufforderung nichts unternimmt, sollten sich die Betroffenen aktiv um eine Entschädigung bemühen und bei Mehrausgaben die Belege aufbewahren.

Auf andere Transportmittel umsteigen

Es ist eine kluge Idee, andere Transportmittel in Betracht zu ziehen, wenn Flugreisen nicht infrage kommen. Wenn zum Beispiel der Flug wegen eines Streiks gestrichen wurde, könnte es von Vorteil sein, stattdessen die Bahn oder Fernbusse zu benutzen. Heben Sie alle Unterlagen über den Kauf auf und reichen Sie sie schnell bei der Fluggesellschaft ein, um eine Rückerstattung zu erhalten.

Verspätete Abflüge

Wenn sich ein Flug drastisch verspätet, sind die Fluggesellschaften verpflichtet, ihren Fluggästen während der Wartezeit zu helfen. So dürfen sie beispielsweise zwei kostenlose Telefonate führen und Essen und Getränke „in einem angemessenen Verhältnis zur Wartezeit“ erhalten. Wenn es heiß ist, können sie sogar kostenlose Getränke verlangen. Wenn sich der Flug so sehr verspätet, dass sie über Nacht bleiben müssen, muss die Fluggesellschaft für ein Hotelzimmer sowie für den Transport zum und vom Flughafen nach dem Start des Flugzeugs aufkommen.

Gegen Reiseveranstalter gibt es auch Ansprüche

Urlauber buchen ihre Flüge oft nicht allein bei der Fluggesellschaft, sondern bei einem Reisebüro als Teil eines Pakets. In diesem Fall würden Flugannullierungen und größere Verspätungen als Reisemangel gelten. Das bedeutet, dass der Reisende eine Minderung des Gesamtpreises für die Reise verlangen kann.

Voraussetzung dafür ist, dass der Reisende das Problem (die Verspätung) meldet und die Möglichkeit hat, es zu beheben. Bei einer Verspätung des Flugzeugs ist dies in der Regel schwierig. Je nach Ziel können die Touristen also wählen, gegen wen sie vorgehen wollen: entweder gegen den Reiseveranstalter oder gegen die Fluggesellschaft. Natürlich können sie nicht bei beiden Forderungen stellen.

Beweise sammeln

Um die oben genannten Rechte erfolgreich durchzusetzen, ist es ratsam, so schnell wie möglich Beweise zu sammeln. Die Fluggesellschaften sind nicht immer bereit, ihren Fluggästen das Geld zurückzugeben. Daher ist es ratsam, die Verschiebung oder Stornierung zu dokumentieren und bei Bedarf eine Bestätigung der Fluggesellschaft einzuholen.

Außerdem ist es empfehlenswert, sich mit anderen Reisenden in Verbindung zu setzen, um die genauen Einzelheiten zu belegen. In den letzten Jahren haben einige Betriebe Unternehmen gegründet, die Kunden dabei unterstützen, gegen eine bestimmte Gebühr die gesetzliche Entschädigung zu erhalten.

Verschwundenes Gepäck

Der Reiseveranstalter oder die Fluggesellschaft ist dafür verantwortlich, dass das Gepäck pünktlich und sicher befördert wird. Fehlt ein Gepäckstück ganz, kommt es verspätet an oder geht es während des Fluges kaputt, besteht in der Regel ein Anspruch gegen das Luftfahrtunternehmen. Im Falle einer Pauschalreise wird dies als Reisemangel bezeichnet. Die Gesamtkosten der Reise können sich durch die Zeit, die die Reisenden ohne ihr Gepäck am Zielort verbringen, verringern.

Die Höhe des Abzugs hängt von den Bedingungen des jeweiligen Einzelfalls ab. Dies gilt auch für Einzelreisen, bei denen die Fluggesellschaft verantwortlich ist. Wenn ein Gepäckstück nicht ankommt, können sich die Reisenden am Zielort mit dem Nötigsten (Kleidung, Toilettenartikel) versorgen und dann die Kosten in Rechnung stellen. Die Touristen können auch eine Erstattung beantragen, wenn ein Koffer oder sein Inhalt beschädigt ist.

Erstattet wird der Zeitwert, also der Betrag, den der Koffer „noch wert“ ist. Auch wenn der Koffer vollständig fehlt, wird er auf dieselbe Weise behandelt. Allerdings gibt es für diese Entschädigung gemäß dem Übereinkommen von Montreal eine Obergrenze, die derzeit bei etwa 1400 Euro pro Person liegt.

Schnell reagieren

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Sie Beschädigungen oder den Verlust von Gepäckstücken unverzüglich melden, wenn möglich noch zum Zeitpunkt des Vorfalls. Der Gepäckaufkleber auf der Bordkarte dient als Nachweis, dass das Gepäck aufgegeben wurde. Es ist sinnvoll, Kaufquittungen für Gegenstände aufzubewahren, deren Wert umstritten ist, beispielsweise für Koffer oder Kleidung.

Dies ist nicht bei allen Kleidungsstücken oder Werkzeugen möglich, die transportiert werden, aber bei teuren oder kürzlich gekauften Gegenständen ist es sinnvoll, einen Kaufbeleg zu haben. Ist ein Schaden eingetreten, sollte spätestens innerhalb von sieben Tagen eine Schadensmeldung eingereicht werden, eine Vermisstenmeldung muss spätestens 21 Tage nach dem Vorfall erfolgen. Unabhängig davon ist es ideal, nicht zu lange zu warten.

Doch die Flugverspätung ist nicht das einzige Unglück, dass Urlaubern auf Reisen zustoßen können. Immer wieder kommt es zu Missgeschicken, Unfällen oder Krankheitsfällen. In diesem Fall ist es gut auf einen starken Versicherungsschutz zurückgreifen zu können.

Fazit

Fluggäste haben das Recht auf Zahlung, wenn Flüge verspätet oder annulliert sind, wenn die Schuld bei dem Anbieter liegt. Wie viel ein Reisender erhält, hängt von Flug und Dauer ab. Wichtig ist, dass Sie schnell reagieren, Beweise sammeln und sich gegebenenfalls mit anderen Flugreisenden zusammentun, um aufzeigen zu können, dass Ihnen eine Entschädigung zusteht.