Epiphany, was genau ist das?

Epiphany, was genau ist das?
Allgemein

Dreikönigsfest, Dreikönigstag – das ist die in einigen Gegenden vielleicht eher bekannte Bezeichnung für das Fest Epiphanias, der Erscheinung des Herrn“, das in vielen Ländern am 6.Januar gefeiert wird – doch eben nicht überall. Auf welches Datum der Feiertag fällt, hängt auch vom Religionsbekenntnis ab: Evangelische und katholische Christen gedenken der Heiligen drei Könige am 6.Januar, die orthodoxen Kirchen, die sich am julianischen Kalender orientieren, feiern Epiphanias zusammen mit Weihnachten am 25.Dezember.

Die dem Fest zugrundeliegende Legende ist erst mal ganz schlicht und scheint keine wesentlichen Fragen offen zu lassen: Caspar, Melchior und Balthasar, die Heiligen drei Könige, folgen dem von ihnen beobachteten Stern, der sie zu einem Stall in der kleinen Stadt Bethlehem führt. In dieser einfachen Unterkunft finden die königlichen Besucher das neugeborene Jesuskind, in einer Krippe liegend, bei ihm seine Eltern Maria und Joseph. Die Könige bringen Geschenke mit - Gold, Weihrauch und Myrrhe - und fallen vor dem Kind auf die Knie, beten es an, erkennend, dass es sich um den erwarteten Messias handelt.

Soweit der rasch erzählte Kern der Geschichte... Doch wenn man etwas tiefer gräbt, tun sich jede Menge Fragen und Unwägbarkeiten auf.

Zunächst soll aber noch geklärt werden, was genau es mit dem Begriff „Epiphanias“ auf sich hat …

Der aus dem Altgriechischen kommende Ausdruck bedeutet, wie bereits erwähnt, „Erscheinung des Herrn“ und ist die liturgische Bezeichnung für das Fest. In vorchristlicher hellenistischer Zeit bezog sich der Begriff auf das Erscheinen einer Gottheit, sie wurde an diesem Tag für die Menschen sichtbar, was im Epiphaniaskult seinen Niederschlag fand. Die römischen Saturnalien (Saturnsfest), Feiern zum Jahresende, die ab dem 17. Dezember stattfanden, wurden mit dem griechischen Epiphaniaskult kombiniert.

Nachdem das römische Reich unter Kaiser Konstantin zum Christentum als Staatsreligion übergegangen war, wurden Elemente des Epiphaniaskults, soweit sie sich auf das Christentum übertragen ließen, übernommen: Mit der „Erscheinung“ ist hier die Menschwerdung Gottes in der Person Jesus gemeint – der „unsichtbare“ Gott wird „sichtbar“, wird als Mensch geboren.

Doch zurück zu den Heiligen drei Königen

Was steckt hinter diesen Figuren, die, je mehr man sich ihnen vom historischen Standpunkt her zu nähern versucht, umso geheimnisvoller werden?

Wie Vieles, das wir als alte Tradition kennen- und lieben gelernt haben, sind auch die Heiligen drei Könige legendenumrankt. Versuchen wir daher erst mal den Schleier des Geheimnisses dadurch etwas zu lüften, indem wir den betreffenden Text aus dem Evangelium nach Matthäus den Legenden gegenüberstellen.

Hier erfahren wir, dass „Weise aus dem Morgenland“ nach Jerusalem kamen, dort nach dem neugeborenen König der Juden fragten und wo sie ihn finden könnten, da sie ihm huldigen wollten.

Von wo genau im „Morgenland“ kamen sie?

Lange Zeit waren Forscher davon überzeugt, die Heimat der Weisen im Weihrauchland Punt, dem heutigen Jemen und Oman, verorten zu können. Die Bibel erzählt jedoch von Weisen „aus dem Morgenland“, also aus dem Osten - Punt aber war im Süden von Palästina. Den entscheidenden Hinweis liefert hier schließlich der Begriff „magoi“, mit dem die „Weisen“ in der Bibel bezeichnet werden.

Das im Griechischen verwendete „magoi“ war der Terminus für Angehörige einer Priesterkaste der zoroastrischen Religion, benannt nach ihrem Gründer Zarathustra, die später die religiösen Führer des alten Persien wurden – und dieses befand sich östlich von Palästina.

Auch in frühchristlichen, etwa 1700 Jahre alten Darstellungen der „magoi“ in den Katakomben Roms sind Hinweise darauf zu finden, dass sie aus Persien kamen: Sie werden darauf eindeutig in der damals üblichen persischen Tracht dargestellt – Hosen (in einer Zeit, in der man zumeist Togen trug), gegürteten Tuniken, Umhängen und zipfeligen Kopfbedeckungen, den phrygischen Mützen; im selben Stil gekleidet findet man sie auch auf anderen Abbildungen bis ins 12.Jahrhundert hinein.

Die lange Reise der Weisen nach Palästina begann höchstwahrscheinlich in Babylon, denn hier waren Forschungen zufolge damals die meisten „magoi“ zu finden, die in Traumdeutung und Astrologie bewandert waren.

Astrologie gilt als eine der ältesten Wissenschaften und sollte nicht mit der volkstümlichen Astrologie der heutigen Zeit verglichen werden. Die „magoi“ waren neben ihrer Tätigkeit als Astrologen und Traumdeuter auch Heilkundige und Zeremonienmeister bei heiligen Ritualen und Prophezeiungen. Sie hatten wegen ihres Wissens und Könnens große Macht und nahmen wohl oft eine Schlüsselposition am persischen Königshof ein. Die Interpretation der Stellung der Sterne und die Traumdeutung hatten für die Menschen der Antike, und hier ganz besonders für die Herrschenden, immense Bedeutung: nahm man doch an, dass die Götter durch die Träume zu den Menschen sprächen, ihnen dadurch Zeichen für künftige Ereignisse gäben und die Sterne wichtige Ereignisse am Himmel abbildeten. Daher war es von großer Wichtigkeit, die Deutung Kennern der Materie zu überlassen, da auf der Grundlage dieser Interpretationen wichtige Entscheidungen getroffen wurden.

Diese Männer waren hoch angesehen - von Königen ist dennoch nicht die Rede. Auch in der Bibel ist kein dahingehender Hinweis zu finden. Möglicherweise wurden sie im Laufe der Jahrhunderte im Volksglauben zu Königen gemacht, aus Ehrfurcht und Respekt vor ihrer Schlüsselrolle im Zusammenhang mit der Geburt Jesu.

Wie steht es nun mit der Anzahl der Weisen? Waren es tatsächlich drei?

In der Bibel findet man keinen Hinweis darauf, dass es sich um genau DREI Könige oder Weise gehandelt hat, die entsprechende Stelle im Matthäus-Evangelium erzählt von „Weisen aus dem Morgenland“ ohne eine Anzahl anzugeben. Es könnten auch nur zwei gewesen sein – oder aber viele mehr als drei.

Hier Licht ins Dunkel zu bringen, ist fast unmöglich. Die bisher ältesten gefundenen Darstellungen der „Weisen aus dem Morgenland“ sind jene bereits erwähnten römischen Fresken, wobei auch hier keine endgültige Erkenntnis gewonnen werden kann: auf einem sind die Geschenkebringer zu viert abgebildet, auf einem anderen nur zu zweit.

Ab dem 4.Jahrhundert jedoch tauchen die „magoi“ plötzlich nur noch zu dritt auf – man hatte sich also auf diese Anzahl geeinigt, vielleicht weil ja von drei Geschenken - Gold, Weihrauch und Myrrhe - berichtet wird: drei Geschenke – drei Überbringer.

Und was wissen wir über den Stern, der die Weisen nach Bethlehem geführt hat?

Im Matthäusevangelium lesen wir, was die Weisen selbst darüber sagen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und kommen, um ihm zu huldigen.

Hier gab es schon jede Menge Spekulationen, um welche astronomische Besonderheit es sich hier gehandelt haben könnte. Dargestellt wird der Himmelskörper zumeist als Schweifstern, was man als Kometen interpretieren könnte. Doch das konnte aufgrund von astronomischen Berechnungen bald ausgeschlossen werden: Rund ums Jahr 0 tauchte kein Komet auf, der mit freiem Auge am Himmel sichtbar gewesen wäre. Zudem würde ein Komet der Bedeutung der Person Jesu widersprechen: Kometen wurden als Boten des Unheils angesehen.

In Erwägung gezogen wurde auch eine Supernova, die Explosion eines Sterns: Dieses Ereignis wäre auf jeden Fall hell genug gewesen, um auch ohne Teleskop wahrgenommen zu werden.

Weitere Forschungen brachten jedoch noch ganz andere Zusammenhänge ans Licht – eine spannende Neuinterpretation.

Es ist anzunehmen, dass die Weisen weniger einem „Stern“ folgten, sondern vielmehr einem Horoskop: Es gibt in der Astrologie gewisse Planetenkonstellationen, die die Geburt eines Königs anzeigen. So ist der Planet Jupiter von Bedeutung für das Erscheinen eines neuen Königs, Saturn symbolisiert den alten Herrscher. Wenn sich diese Planeten einander nähern, geht die Königswürde vom einen auf den anderen über - wobei im Falle Jesu mit dem “alten” Herrscher Herodes gemeint ist. Noch deutlicher wird die Prophezeiung, wenn diese Planetenbegegnung im Sternbild Fische stattfindet. Im Jahr 7 v.C. trafen Jupiter und Saturn in diesem Sternbild gleich dreimal zusammen, ein Phänomen, das sich nur etwa alle 820 Jahre ereignet.

Ob es diese Planetenkonstellation war, die die Geburt Jesu ankündigte und den Weisen den Weg nach Palästina wies?

Wir wissen es nicht - das Rätsel um den Stern von Bethlehem bleibt also weiterhin ungelöst. Die Legende lebt jedoch auch heute noch und gab dem Brauch der „Sternsinger“, der seit dem 16. Jahrhundert gepflegt wird, ihren Namen.

Was kann über die Geschenke – Gold, Weihrauch und Myrrhe – erzählt werden?

An diesen Angaben kann nicht gerüttelt werden – im Matthäus-Evangelium werden sie genau mit diesen Bezeichnungen als Geschenke der Weisen erwähnt.

Gold steht für Königswürde, Weihrauch für Göttlichkeit und Myrrhe für den Tod, das vorerahnte Schicksal Jesu, jedoch auch für ewiges Leben. Äußerst kostbare Geschenke, die eines Königs würdig waren.

  • Gold war in der Antike das wertvollste Metall.
  • Weihrauch wird aus dem Harz des Weihrauchbaums gewonnen, der für sein Gedeihen sehr spezielle klimatische Bedingungen braucht und daher in nur wenigen Ländern zu finden ist.
  • Myrrhe ist ein Harz, das vom Myrrhestrauch in Südarabien gewonnen wird. Sie wurde vor allem ihrer heilenden Eigenschaften wegen sehr geschätzt.

Hießen die Weisen tatsächlich Caspar, Melchior und Balthasar?

Schon ab dem 6.Jahrhundert kamen die Namen auf, deren Ursprung wahrscheinlich auf die verschiedenen Rollen der drei Weisen zurückgeht.

  • Caspar ist vermutlich persischer Herkunft und bedeutet „Schatzverwalter“ – er soll das Gold gebracht haben.
  • Melchior ist hebräischen Ursprungs, „König des Lichts“, er brachte den Weihrauch.
  • Balthasar schließlich, der die Myrrhe als Geschenk übergab, leitet sich vom babylonisch-hebräischen „Gott (Baal) schütze dein Leben“

Festtagsbrauchtum rund um Epiphanias / den Dreikönigstag

Dass die Heiligen drei Könige auch heute noch nicht vergessen sind, sieht man an den bereits seit langem weitergegebenen christlichen Bräuchen und Traditionen, die vielerorts üblich sind.

Für viele Menschen gehört es auch zu einem Festtag, entweder die Landestracht bei dieser Gelegenheit zu tragen oder aber andere festliche Kleidung – so hebt sich dieser Tag umso mehr vom Alltag ab. Auch für Kinder kann es ein echtes Vergnügen sein, mal was anderes als T-Shirt und Jeans zu tragen – ausprobieren! Und nicht zu vergessen: ein gemeinsames festliches Mahl, Besuche bei Verwandten und Freunden - und das Besinnen darauf, was dieser Tag bedeutet: Epiphanias, die Erscheinung des Herrn, das “Sichtbarwerden” Gottes in der Welt.

Wenn die Sternsinger, drei als Könige verkleidete Kinder, am 6.Januar von Haus zu Haus gehen, tragen sie einige Lieder vor und sammeln Spenden für Hilfsbedürftige - ein Brauch, der vor allem in Deutschland, der Schweiz, in Österreich und in einigen Regionen Italiens gepflegt wird. Bevor sie wieder weiterziehen, schreiben die Sternsinger auf die Eingangstüre des Hauses mit Kreide die Buchstaben C+M+B, was oft als die Anfangsbuchstaben der Königsnamen interpretiert wird. Es ist jedoch die Abkürzung eines lateinischen Segensspruches: Christus Mansionem Benedicat – Gott schütze dieses Haus. Der Segen soll das Haus und seine Bewohner vor bösen Geistern und Unglück bewahren – um sich diese Wirksamkeit zu sichern, sollte man die Kreideaufschrift bis zum nächsten Jahr stehen lassen. Dann kommt der nächste 6.Januar … und die Sternsinger erneuern den Segensspruch auf der Türe.

Einen besonders netten Brauch finden wir in Frankreich, ähnlich auch in Deutschland und der Schweiz.

Zum Dreikönigstag wird ein ganz spezielles Gebäck hergestellt, die „Galette de roi“, aus Blätterteig mit Marzipan-Nuss-Creme in Frankreich, ein Hefekuchen in Blütenform in Deutschland und der Schweiz – der Königskuchen. Das Besondere daran ist, dass eine kleine Figur aus Fayence und / oder auch eine Bohne eingebacken werden. Diese kleinen Figuren gibt es in vielen Ausführungen, auch Bohnen aus Porzellan in verschiedenen Farben, eine hübsche Erinnerung an den Festtag. Wenn man selbst kein Geschick fürs Backen hat – der Kuchen samt eingebackener Figur kann auch bestellt oder beim Bäcker geholt werden. Wer die Bohne oder die Figur bei der Aufteilung des Kuchens in seinem Stück findet, ist für diesen Tag der „König“. Er bekommt eine Papierkrone aufgesetzt und darf sich eine Königin / einen König als Partner wählen. Was der König an diesem Tag nun alles darf – das wird in jeder Familie individuell abgesprochen.

In Spanien gibt es die Geschenke statt am 24. oder 25.Dezember erst am 6.Januar zum „Dia des los Reyes“. Begründet wird dies damit, dass ja die drei Könige dem kleinen Jesuskind an diesem Tag seine ersten Geburtstagsgeschenke brachten. Am Vorabend zum Dia des los Reyes gibt es aufwändige Umzüge, vergleichbar den Karnevalsumzügen in Deutschland: Man bestaunt riesige prunkvoll geschmückte Königswägen und Geschenkewägen, von den Pagen der Könige werden Bonbons in die Menge der Zuschauer geworfen. So einen Umzug einmal live mitzuerleben, diese ganz andere Art, den Dreikönigstag zu feiern, ist mit Sicherheit eine Reise wert. Hat man Verwandte oder Freunde in Spanien, sollte man bei dieser Gelegenheit nicht darauf vergessen, zumindest den Kindern Geschenke mitzubringen – es ist ja deren „Weihnachten“. Ideen für Mitbringsel wird man sich hier gerne vor Ort holen – eine gute Gelegenheit, mal in Spanien einen ausgedehnten Einkaufsbummel zu unternehmen.

Ebenfalls abends vor dem Fest stellen die Kinder einen Teller mit einer Kleinigkeit zu essen und zu trinken vor die Türe – das soll Speis und Trank für die hungrigen und durstigen Kamele der Weisen aus dem Morgenland sein, die ja die (hoffentlich zahlreichen) Geschenke so weit getragen haben.

Den Brauch des Königskuchens mit einer eingebackenen kleinen Figur und einer Bohne gibt es auch in Spanien. Wer die Figur in seinem Kuchenstück findet, darf einen Tag lang der König sein, wer die Bohne bekommt, muss im nächsten Jahr den Königskuchen bezahlen

Befana, eine Hexe, deren Namen auf das Wort Epiphanias zurückgeht, fliegt in Italien auf ihrem Besen von Haus zu Haus. Die Kinder hängen ihre Strümpfe in die Fenster und warten darauf, dass die Befana sie mit Süßigkeiten füllt. Die nicht so braven Kinder allerdings bekommen nur ein Stück Kohle in ihren Strumpf gesteckt.

In Island rechnet man die Tage ab dem Weihnachtsfest – und kommt so mit dem 6.Januar auf „Den Dreizehnten“, wie der Dreikönigstag dort genannt wird und der zugleich den Auszug der 13 Weihnachtsmänner zurück in die dunklen Berge bedeutet. Das Fest wird mit einem Fackelzug begonnen, an dem auch der Elfenkönig und die Elfen teilnehmen. Ein großes Feuer beendet die Feierlichkeiten und ist zugleich der Abschied von der Weihnachtszeit.

In Russland taucht man anlässlich des Dreikönigstages, der hier nach dem julianischen Kalender in einer wieder anderen Zählung am 19.Januar gefeiert wird, in Eiswasser ein – und das bei tiefsten Außentemperaturen. Dazu wird in die Eisdecke eines Sees ein kreuzförmiger Auslass gesägt, das Wasser wird von einem Priester geweiht. Wer sich nun von seinen Sünden reinwaschen möchte, steigt in das eisig kalte Wasser und taucht dreimal unter – brrrrr!

Ein ganz besonderer Ort im Zusammenhang mit den historischen Figuren der Heiligen drei Könige ist der Dom von Köln, in dem die Gebeine der drei Weisen aus dem Morgenland aufbewahrt sein sollen – in einem prachtvollen Reliquienschrein aus dem 13. Jahrhundert in Form einer aus Gold gefertigten kleinen Basilika. Wenn man vor dem Dom steht und ganz genau schaut, wird man erkennen, dass auf den Turmspitzen keine Kreuze zu sehen sind, sondern Sterne: Ein Hinweis auf die noch immer so geheimnisumwobenen Weisen aus dem Morgenland, die hier, so sagt man, ihre letzte Ruhestätte gefunden haben ... Köln ist jedoch nicht nur aus diesem Grund ein überaus lohnendes Reiseziel!

Mehr Allgemein